Aber: Wenn ich möchte – und das kommt dann doch regelmäßig vor – kann ich schnell und leicht einen kleinen oder größeren Bereich aufräumen. Ganz einfach, weil alles einen festen und leicht zugänglichen Platz hat.
Wie bist du zu der/dem geworden, die/der du heute bist?
Das Thema Ordnung schaffen zieht sich wie ein Roter Faden durch mein gesamtes Leben. Ich habe es immer wieder von einer anderen Seite kennengelernt. Als Kind ging es mir nur um das normale Aufräumen und ich habe erste Erfahrungen gesammelt, wie unterschiedlich ich meine Möbel in unserem Kinderzimmer einsetzen kann.
Statt mit Puppen oder Barbies zu spielen habe ich lieber alles vorbereitet, aufgebaut und eingerichtet – damit spielen wollte ich nie. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich meine Familie ständig gefragt habe, ob ich diesen oder jeden Schrank neu ordnen darf und war immer total glücklich, wenn ich die Freigabe dazu bekommen habe.
Als ich etwas älter war, habe ich angefangen das ein oder andere auszusortieren. Von meinen Dingen, aber in Abstimmung mit meiner Familie auch deren Dinge. Allerdings kam immer genauso viel Neues dazu und mein Fokus lag eher darauf, die vorhanden Gegenstände, insbesondere die Erinnerungsstücke, aufwändig zu „archivieren“.
In meiner Jugend hatte ich eine Phase, in der ich übertrieben ordentlich war. Wenn ich etwas ordentlich in den Schrank geräumt habe und dann das Gefühl hatte, das geht noch „perfekter“ musste ich das direkt wieder ändern. Das was nicht unbedingt erstrebenswert.
Während meiner kaufmännischen Ausbildung habe ich die Prozessoptimierung und das Programm Excel für mich entdeckt. Eigentlich wollte ich zuerst gar nicht im Büro arbeiten, fand es aber absolut besonders, als Auszubildende die Arbeit in jeder Abteilung kennenzulernen. Zu verstehen, wie die Zusammenhänge sind. Ich liebe den Blick „hinter die Kulissen“ und fühle mich dort richtig wohl.
Damals waren E-Mails ganz neu und die Büros voll mit Papier. Auch wenn heute vieles digital ist, ist die Ordnung in den Papierunterlagen immer noch ein Schwerpunkt meiner Arbeit. Nachdem ich damals oft stundenlang nach wichtigen Belegen gesucht habe, habe ich auch immer nach Lösungen gesucht, die Arbeit zu vereinfachen.
Als meine Kinder noch klein waren und ich meinen eigenen Haushalt organisieren durfte, habe ich gemerkt, dass ich mich nicht mehr so intensiv um das Thema Ordnung kümmern kann, wie ich das bisher gerne gemacht habe. Erst da habe ich gemerkt, wie unglaublich zeitaufwändig es ist, die vielen Gegenstände zu verwalten. Ich habe die „schwere“ Entscheidung getroffen, ganz konsequent zu reduzieren. Das war am Anfang gar nicht so leicht. Erinnerungsstücke waren mir damals sehr wichtig. Von jetzt auf gleich konnte ich diese nicht aussortieren. Deshalb habe ich zuerst damit begonnen, nur noch das einzukaufen, was ich wirklich (wirklich!) direkt benötigt habe und war erstaunt, wie wenig das ist. Nach und nach – mit etwas Übung – konnte ich mich auch von dem ein oder anderen Erinnerungsstück verabschieden. Heute fällt mir das Aussortieren viel leichter. Und dennoch ist es in dem Moment, in dem ich etwas aussortiere, immer Schade. Denn jeder Gegenstand an sich ist ja schön. Die Frage ist immer nur, ob er auch für mich noch gut ist.
Der ein oder andere denkt jetzt vielleicht, ich sei minimalistisch. Tatsächlich ist mir noch einmal bewusst geworden, wie wenig Gegenstände man braucht, wenn man mit dem Wohnmobil verreist (und aus Gewichtsgründen nicht alles mitnehmen kann). Allerdings habe ich auch die Erfahrung gemacht, wieviel mehr Zeit es kostest, minimalistisch zu packen, als einfach etwas mehr mitzunehmen.